Die 5 großen Fehler der Spielvorbereitung – Teil 2

Der zweite Teil der Übersetzung von Johnn Fours Doppelbeitrag steht an. Und hier ist er. Wer den ersten Teil verpasst hat, sollte diesen unbedingt vorher lesen. Darin bezieht sich Johnn auf das neue Buch Never Unprepared: The Complete Game Master’s Guide to Session Prep von Phil Vecchione. Im zweiten Teil, spricht Johnn über Lektionen, die er auf die harte Tour gelernt hat. Ich weiß, dass es letztendlich mehr als fünf große Fehler der Spielvorbereitung sind, aber so steht es eben in der Überschrift des Originalartikels.

Autor: Johnn Four
Übersetzung: Michael Beck
Originalartikel: Top 5 Mistakes of Game Prep – Part 2. (Noch nicht online – wird verlinkt, sobald es erscheint.)

Letzte Woche haben wir großartige Hinweise aus dem neuen Buch bei Gnome Stew von Phil Vecchione behandelt. Es heißt Never Unprepared: The Complete Game Master’s Guide to Session Prep und man kann es hier vorbestellen.

Phil spricht darin über drei Fehler, welche wir Spielleiter bei der Spielvorbereitung machen:

Fehler Nummer 1: Zu viel Schreiben

Fehler Nummer 2: Schlechte Werkzeuge, oder Werkzeuge, die uns keine Freude bereiten.

Fehler Nummer 3: Den eigenen kreativen Ablauf nicht verstehen und falsch terminieren.

Diese Woche habe ich weitere große Fehler zu dieser Liste hinzuzufügen.

Den eigenen Vorbereitungsstil zu verstehen ist sehr wichtig, um ein glücklicher Spielleiter zu werden. Egal ob du wenig oder viel vorbereitest, wenn deine Methoden funktionieren, wird deine Rolle als Spielleiter wesentlich einfacher.

Los geht’s.

Fehler 4: Sich selbst nicht belohnen

Ich weiß, dass wir in diesen Tagen immer super-beschäftigt sind und Zeit immer knapp ist. Ich empfinde jedoch die Spielvorbereitung – oder wie ich es lieber nenne: Spieldesign – selbst als Spiel. Falle nicht auf den Gedanken herein, dass nur am Spieltisch mit den Spielern das Spiel gespielt wird. Nein. Wenn du Abenteuern, NSCe, Karten, Schätze und Welten entwirfst, spielst du auch das Spiel.

Du spielst beim Vorbereiten!

Dieses Spiel ist einzigartig, alleine dem Spielleiter vorbehalten und ich freue mich, wenn ich das Spiel designe. Es macht so viel Spaß. Entwerfen als Spiel liefert dir eine wichtige Sichtweise, welche du einnehmen solltest, um mehr Spaß an deinem Hobby und der Spielleitung zu haben.

Während der Spielvorbereitung sind die Spieler abwesend und das Spiel verläuft anders. Aber es ist immer noch ein Spiel. Und es macht Spaß.

Es ist Spaß und weniger Übung

Sportler müssen, verglichen mit der eigentlichen Spielzeit, sehr viel trainieren. Sie trainieren jeden Tag stundenlang, um Kopf und Körper auf eine Veranstaltung vorzubereiten. Einige Athleten macht das Training nichts aus, andere haben sich gestählt und akzeptieren die Übungen als Teil der Herausforderung in ihrem Sport gut zu sein.

Spielvorbereitung ist jedoch kein Training. Wir machen keine Übungen. Wir stemmen keine metaphorischen Gewichte, um die Spielleitung am Spieltag zu vereinfachen.

Spielvorbereitung produziert greifbare Ergebnisse, welche während und zwischen den Spielen benutzt werden, um deine Kampagnen zu verbessern. Du produzierst dabei etwas. Es ist kein Training, sondern du erschaffst Material für die spätere Benutzung.

Es gibt jedoch auch Dinge, welche tatsächliche in die Domäne Training fallen. Diese sind optional und können ebenfalls viel Spaß bereiten. Zum Beispiel kann man mit Solo-Spielen sein Designs testen oder durch spielen Material erschaffen. Diese Dinge sind jedoch auf eigenen Wunsch.

Spielvorbereitung soll also Spaß machen.

Die richtige Haltung erschließt dir den Spaß

Spielvorbereitung verliert jedoch ihren Spaß, wenn man sich nicht belohnt, indem man Spielelemente vorbereitet, die einen interessieren.

Wenn du es liebst Karten zu machen, dies jedoch aussparst, da du glaubst wichtigeres vorzubereiten oder keine weiteren Karten zu brauchen, entziehst du dir, während der Spieldesign-Phase, großen Spielspaß.

Wenn du die Dinge nicht tun darfst, die dir Spaß bereiten, dann arbeitest du. Und wir wissen alle worin das endet. Wir fangen an Abstriche zu machen, verlieren ein bisschen die Leidenschaft und schauen nach Ausreden, um keine Spielvorbereitung zu machen. Dies macht die Spielvorbereitung riskanter und gibt uns als Spielleiter ein schlechtes Gefühl. Ein Teufelskreis entsteht.

Das Designen zu vermeiden, ist wie Spaß zu vermeiden. Es ist verrückt!

Stattdessen solltest du dich auf die Dinge konzentrieren, in denen du am besten bist. Die Chancen stehen hoch, dass du für diese ein natürliches Interesse und Talent hast.

Wenn du also gerne Karten machst, dann nutze diese Stärke und mache so viele Karten wie du kannst. Spielvorbereitung wird dir dann wieder Spaß machen.

Spaß an der Vorbereitung = Bessere Spiele

Sobald die Spielvorbereitung wieder Spaß macht, da du Dinge machst, die dir am meisten Freude bereiten, hilft das deinem gesamten Spiel. Bleiben wir beim Karten-Beispiel. Nun, ich habe einen Tipp für dich. Ändere deinen Leitstil, sodass Karten in deinem Spiel wichtiger werden:

  • Benutze Karten als Handouts und als Schätze.
  • Benutze komplexe Orte, welche daher eine Karte benötigen, um sie zu leiten.
  • Erschaffe entsprechende Spieler-Karten, um das Spiel einfacher und schneller zu machen.
  • Verwandle Informationen anderer Spielelemente in Karten (suche nach Datenvisualisierung und Edward Tufte).
  • Erschaffe mehr Abenteuer, in denen die Spieler coole Karten erhalten und sie Wege und Hinweise auf Karten finden müssen, um ihre Ziele zu erreichen.

Wenn du Karten als wichtigen Teil deines Leitstils übernimmst, wirst du immer mehr Gründe finden Karten zu erschaffen und dich damit gut für den nächsten Spielabend vorzubereiten. Lass den Design-Spaß beginnen!

Karten sind nur ein Beispiel. Ich persönlich liebe es NSCe und Gegenstände zu erschaffen. Und ich gebe zu, mich nicht genug auf diese Elemente zu konzentrieren, um mehr Spaß in meine Vorbereitung einzubringen. Meine Riddleport-Kampagne wurde oft auf den letzten Drücker vorbereitet, da ich den Fokus dafür verloren habe, was ich am liebsten designe.

Welche Spielelemente erschaffst du am liebsten? Welche Dinge erschaffst du am besten?

Hier sind ein paar Ideen zur Selbstbetrachtung:

  • NSCe
  • Begegnungen
  • Orte
  • Gegenstände (magische oder gewöhnliche)
  • Weltenbau
    • Politik
    • Geschichte
    • Länder und Königreiche
    • Kulturen
  • Monster
  • Hausregeln
  • Handouts und Gebasteltes
  • Plots
  • Abenteuerideen

Was auch immer davon deine Fantasie am meisten anregt, nimm es als Teil deines Leitstils an. Stelle sicher, dass du beim Spielen zwischen den Sitzungen diese Spielelemente oft einbringst.

Fehler 5: Langweilige Dinge zuerst vorbereiten

Nutze den Schwung, um durch die schwierigen Teile der Spielvorbereitung zu kommen.

Es wird Teile in der Spielvorbereitung geben, welche du am wenigsten magst. Aber du kommst durch diese Bereiche, wenn du deine Spielvorbereitung mit etwas erfreulichem beginnst.

Es ist doch so, dass der schwierigste Teil der Spielvorbereitung das Anfangen ist. Sobald man angefangen hat, tendiert man auch dazu weiterzumachen, bis alles fertig ist, selbst in kleinen Zeitspannen wie einer halben Stunde. Der Schlüssel ist das Anfangen. Mach also, was auch immer getan werden muss, um dich aufzurappeln und anzufangen.

Die erste Minute ist entscheidend. Wenn du etwas für nur eine Minute machen kannst, was der Spielvorbereitung hilft, dann stehen die Chancen gut, dass du genug Schwung hast, um eine weitere Minute aufzubringen, und eine weitere, und noch eine…

Wenn du versuchst etwas anzugehen, wovor es dir graust, dann WIRST du eine Entschuldigung finden, dies nicht zu tun. Die schwere Wahrheit ist: Es wird immer Entschuldigungen geben. Wir leben in einer Welt voller Entscheidungen. Daher werden wir niemals keine Entschuldigung haben etwas hinauszuzögern.

Wenn du jedoch mit etwas einfachen oder spaßigen anfängst, kannst du dich selbst austricksen und auch zu weniger wünschenswerten Teilen übergehen. Besser noch: Pack das weniger Tolle zwischen zwei Großartige Dinge. Für mich wäre das beispielsweise Spielleiternotizen auf Vordermann bringen, zwischen dem Entwerfen zweier NSCe.

Hier ist ein einfaches Rezept, um Schwung zu holen:

  1. Mache eine To-Do-Liste. Was muss getan werden, um die nächste Sitzung zum Erfolg zu verhelfen?
  2. Wähle den Punkt aus, der am einfachsten oder erfreulichsten aussieht.
  3. Mache dies.
  4. Glückwunsch, du hast es geschafft. Wo du gerade dabei bist, warum nicht einen weiteren Punkt von der Liste wählen?

Fang einfach an und schlage dich nicht im Vorfeld selbst, indem du mit etwas langweiligen anfängst. Fang mit Freude an.

Fehler 6: Sich zu tief in etwas Unwichtigem verlieren

Ein klassischer Fehler bei mir. Ich habe im ersten Teil darüber geschrieben, dass ich einmal meine gesamte Vorbereitung in Götter gesteckt habe und keine Motivation mehr hatte, bevor ich überhaupt anfangen konnte die Welt zu erschaffen.

Zu anderen Zeiten war ich an weit entfernten Punkten in den Hintergrundgeschichten meiner NSCe angelangt und habe viel zu detailliert über kleinere magische Gegenstände nachgedacht. Dadurch habe ich die Abenteuervorbereitung komplett vernachlässigt.

Dieser Fehler ist faktisch oft mein Problem. Ich fange an mich auf das nächste Spiel vorzubereiten und habe am Ende einen Rollenspiel-Tipp entworfen J

In allen Beispielen habe ich mit den besten Absichten angefangen, ging jedoch irgendwo verloren. Wenn ich mich dann schließlich wiedergefunden habe, stelle ich fest, dass ich mein eigentliches Ziel verfehlt habe: Das nächste Spiel vorzubereiten.

Schweife nicht ab

Wir verlieren uns bei der Spielvorbereitung aus verschiedenen Gründen:

  • Wir sind völlig im Fluss und machen einfach mit den Dingen weiter, die uns am meisten Freude bereiten oder am interessantesten sind.
  • Wir vermeiden heimlich Dinge, welche wir nicht tun möchten
  • Wir wissen nicht, wie wir etwas effektiv vorbereiten können und hängen daher fest.

Du hast vielleicht noch weitere Gründe (falls ja, teile mir diese per Mail mit). Die erste Frage die du dir stellen solltest ist: Was tue ich hier? Erkenne, ob du gerade völlig abschweifst und dadurch Probleme mit deiner To-Do-Liste bekommst. Wenn dem so ist, finde heraus warum.

Wie man abschweifen verhindert

Was auch immer der Grund ist, die beste Abhilfe um nicht abzuschweifen ist einfach. Besorg dir einen Wecker. Entscheide wie viel Zeit du für einen Stichpunkt auf deiner To-Do-Liste benötigst, stelle den Wecker und fang an. Wenn der Wecker klingelt, höre einen kurzen Moment auf und prüfe:

  • Wie viel hast du erledigt?
  • Wie viel bleibt noch zu tun?
  • Warum hast du es nicht geschafft? (du hast die benötigte Zeit unterschätzt, du wurdest abgelenkt, du bist abgeschweift, du hast ausgesetzt…)
  • Was würde diesen Grund am schnellsten beseitigen? Mache dies.
  • Stelle den Wecker neu und wiederhole.

Diese einfache Methode wird dir einen großen Vorteil liefern: Du lernst über dich selbst. Viel wichtiger als kurzfristig deine Sachen fertig zu bekommen ist, dass du lernst, was du da eigentlich tust. Durch Ausprobieren findest du heraus, was für dich funktioniert, was nicht und was dich blockiert. Selbstbewusstsein als Spielleiter gibt dir großartige Einsichten darüber wie du tickst. Dieses Wissen kannst du nutzen, um Einfluss auf dich auszuüben, wenn du ihn brauchst. So kannst du beispielswiese erfahren, welche Vorbereitungsaufgaben, du am wenigsten magst.

Fehler 7: Nicht Ausgliedern

Ausgliedern meint in diesem Kontext Hilfe erhalten, wenn du sie brauchst.

Damals, als ich mit dem Rollenspiel anfing und man Autos fuhr, indem man die nackten Füße durch den Boden steckte und über die Straße rann und die Zeitung auf Steine gedruckt war, konnte man Hilfe nur persönlich oder über das Telefon erhalten.

Wir Spielleiter waren eine alleingelassene Gruppe. Zumindest in meiner Gegend. Und es gab keine Zusammenarbeit. Jeder SL war auf sich alleingestellt.

Heute jedoch haben wir uns alle gegenseitig! Wir können online gehen und unsere Fragen stellen, die Schöpfungen anderer downloaden und uns gegenseitig unterstützen. Wir können die Spieldesigner über Facebook erreichen, nach NSCen fragen und coole Karten zur freien Verfügung online finden. Seiten wie doodle.com und Google Groups machen die Logistik für Spielrunden sehr einfach.

Frage nach Hilfe

Für die heutige Spielvorbereitung rate ich daher Dinge, für die du am meisten Hilfe brauchst und die du ungerne machst, auszugliedern.

Nimm deine To-Do-Liste und markiere die Punkte, für die du Hilfe suchst.

Fang früh an auszugliedern, damit, bevor die nächste Spielsitzung ansteht, die anderen genug Zeit haben dir zu helfen. Währenddessen kannst du die Dinge machen, die du am liebsten machst. Hört sich nach einem perfekten Rezept on, oder? Spielleiter die gerne das Zeug machen, dass du verabscheust, machen dies für dich, während du die Dinge machst, die du am liebsten machst.

Hier ist der Haken.

Gehe raus und hilf den anderen! Was machst du am liebsten? Tue dies für deine Spielleiter-Kollegen. Ich denke das ist das ideale Szenario.

Du machst gerne Karten, aber hasst es NSCe zu machen? Wirf mir eine Karte zu und ich gebe dir einen NSC! Wenn du Hilfe brauchst gehe raus und trete, wo auch immer es Sinn macht, mit deinen Kumpanen in Kontakt und frage nach Hilfe. Alternativ könnten auch Webseiten das haben was du suchst. Spielverlage haben vielleicht Material, welches du nutzen kannst.

Ausgliedern kann dir in vielerlei Hinsicht helfen. Nutze dies also. Und gib etwas zurück, wenn du kannst.

Nachwort

Viele interessante Punkte hat Johnn in diesen beiden Artikeln angesprochen. Und ich muss sagen, zu einem besseren Zeitpunkt hätte für mich dieser Aufruf/Weckruf gar nicht kommen können. Ich merke schon seit einer Weile, dass ich der Spielvorbereitung aus dem Weg gehe. Ich werde die Hinweise also beherzigen und damit hoffentlich wieder sehr viel Spaß an meiner Spielvorbereitung haben. Gerade dem letzten Aufruf von Johnn kann ich mich nur anschließen! Lasst uns gemeinsam mehr Material erschaffen, welches auch anderen Spielleitern weiterhelfen kann.

Habt eine kreative und spaßige Spielvorbereitung diese Woche!

– Michael

Über spielleiten

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